MIMESIS Munich Doctoral Program for Literature and the Arts
print


Breadcrumb Navigation


Content
Stefanie Dufhues

Dr. Stefanie Dufhues

Former Associated Doctoral Student

Thesis Title

Fotografie konstruierter Sichtbarkeit. Bildpraxis der Mikrofotografie von den ersten Versuchen bis ins frühe 20. Jahrhundert

(completed in 2017)

Abstract

Im Zuge des Promotionsprojektes soll, um dem Begriff ‚Bildpraxis’ gerecht zu werden, sowohl nach den Eigenschaften des wissenschaftlichen Lichtbildes und dessen Verhältnis zum abgelichteten Gegenstand gefragt werden, sowie zum anderen nach den Entstehungsbedingungen der Aufnahmen und dem Umgang mit diesen.

Ausgehend von den Beständen im Archiv des Deutschen Museums soll das heterogene Feld der wissenschaftlichen Fotografie mit Hilfe der Fokussierung auf den Bereich der Mikrofotografie eingegrenzt werden. Das bildliche Festhalten des mikroskopierten Gegenstandes diente während des Untersuchungszeitraumes zur objektiven und authentischen Wiedergabe der durch den Vergrößerungsapparat gesehenen Mikrowelt. Demnach fungierten Mikrofotografien als visuelle Belege für das Gesehen, deren Wahrhaftigkeit und Objektivität kaum in Frage gestellt wurden. Darüber hinaus kam die Fotografie zum Einsatz, um die Grenzen des Lichtmikroskops zu überwinden. Indem das Lichtbild nochmals mikroskopiert wurde, erwartete man sich einen höheren Vergrößerungseffekt des ursprünglich betrachteten Objektes. Somit werfen mikrofotografische Bilder Fragen nach dem Verhältnis zwischen Bildgegenstand und vergrößertem, fotografiertem Objekt auf, die im Zuge der Arbeit beantwortet werden sollen. Welche Rolle spielte der Anspruch auf Objektivität und Beweiskraft? Welche Repräsentationsform und Stellung nimmt das Präparat ein und kann noch von einem mimetischen Bild der Wirklichkeit gesprochen werden, wenn es sich um die Abbildung eines für das Auge unsichtbaren Gegenstandes handelt?

Über die theoretischen Überlegungen hinsichtlich der Ontologie der Bilder hinausgehend, soll an konkretem historischen (Bild-)material nach dem Umgang mit den Bildern gefragt werden. Dabei liefern neben universitären und institutionellen Sammlungen sowie Nachlässen einzelner Wissenschaftlern (Robert Koch, Otto Bütschli oder Otto Lehmann) auch Unternehmensarchive von z. B. Leitz und Zeiss relevantes Quellenmaterial in Form von Fotografien, Korrespondenzen und zeitgenössischen Fachpublikationen. Anhand dieser soll ermittelt werden, mit welcher Intention, zu welchem Zeitpunkt und unter welchen (technischen) Bedingungen das Medium Fotografie im Forschungsprozess eingesetzt wurde; ob formale Ansprüche an die Aufnahmen gestellt wurden und welche Prinzipien der Bildgestaltung verfolgt wurden. Erfuhren die Aufnahmen Veränderungen, wenn sie publiziert wurden und welche Bilder wurden aus welchem Grund dafür ausgewählt? Warum und an welcher Stelle bedienten sich die Wissenschaftler neben der Fotografie auch der Zeichnung, um die Forschungsergebnisse in die Öffentlichkeit zu distribuieren? Wie lässt sich das Verhältnis zwischen den unterschiedlichen Übersetzungsmedien – Zeichnung, Fotografie und Text – beschreiben?

Die Arbeit verfolgt das Ziel, bereits bekannt wie auch noch unbearbeitete Bestände zu sichten, hinsichtlich der aufgeworfenen Fragen zu untersuchen und einander gegenüberzustellen, um ein Bild der mikrofotografischen Landschaft zwischen 1880 und 1920 liefern zu können.

Das Promotionsprojekt ist als Teil des SAW-Projektes Visual History. Institutionen und Medien des Bildgedächtnisses am Archiv des Deutschen Museums angesiedelt .