MIMESIS Munich Doctoral Program for Literature and the Arts
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Gastvortrag von Juliane Rebentisch

„Politik und Theater nach Hannah Arendt“

17.01.2019 18:00  – 20:00 

 

IDK MIMESIS-Plakat-Rebentisch-news

Das Theater, so Hannah Arendt in Vita activa, sei die politische Kunst par excellence. Tatsächlich vertritt Arendt einen Begriff des Politischen, der aufs Engste mit Formen des Auftretens, der Rhetorik, und des Erscheinens der Person auf der öffentlichen Bühne verknüpft ist. Der Vortrag wird diesen Zusammenhängen kritisch nachgehen und nach deren Aktualität fragen.

 

Der Vortrag findet am Donnerstag, 17. Januar 2019, 18-20 Uhr c.t.,
im Hauptgebäude der LMU München, Geschwister-Scholl-Platz 1, Raum E 004 statt.


Juliane Rebentisch ist Professorin für Philosophie und Ästhetik an der HfG Offenbach, wo sie seit 2014 auch als Vizepräsidentin tätig ist. Zudem ist die Mitglied des Kollegiums am Frankfurter Institut für Sozialforschung und war bis 2018 Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Ästhetik. Eine Auswahl ihrer Publikationen umfasst unter anderem Theorien der Gegenwartskunst zur Einführung (2013), Die Kunst der Freiheit. Zur Dialektik demokratischer Existenz (2012) und Ästhetik der Installation (2003).

 

 

Bericht zur Veranstaltung 

Juliane Rebentisch zu Gast an der LMU

Das Internationale Doktorandenkolleg MIMESIS organisiert regelmäßig Gastvorträge zu literarischen und künstlerischen Themen, die sich großer Beliebtheit erfreuen. Am 17. Januar 2019 besuchen 150 Zuhörerinnen und Zuhörer einen Vortrag der Philosophin Juliane Rebentisch mit dem Titel „Politik und Theater nach Hannah Arendt“. Am nächsten Tag findet eine Masterclass statt, in der Doktorandinnen und Doktoranden mit Juliane Rebentisch über ihr Buch „Die Kunst der Freiheit“ ins Gespräch kommen (2011).

Die Kunst gesellschaftliche Verhältnisse in Frage zu stellen

Zweifelsohne zählt die Professorin für Philosophie und Ästhetik an der HfG Offenbach, Juliane Rebentisch, zu den prominentesten und produktivsten Denkerinnen der Gegenwart.

Im Zentrum von Rebentischs überaus politischem Denken steht die Befragung gesellschaftlicher Verhältnisse. Für westliche Gegenwartsgesellschaften konstatiert Rebentisch eine Zunahme flexibler Arbeitsverhältnisse sowie eine gesteigerte Bedeutung immaterieller Formen der Arbeit.

Rebentisch greift den Begriff des „Neuen Geistes des Kapitalismus“ (Boltanski/Chiapello) auf und fragt, inwiefern die Freiheit jedes einzelnen Individuums auch unter solchen Bedingungen Bestand hat, in denen Individualität einem ökonomischem Verwertungsdruck ausgesetzt ist.

In ihrem Gastvortrag „Politik und Theater nach Hannah Arendt“ nimmt Rebentisch diese Beobachtung zum Ausgangspunkt und thematisiert die Anforderungen an Individuen, „Performer ihrer eigenen Subjektivität zu sein und immer neue Versionen ihrer selbst darzustellen.“ Hier knüpft Rebentisch an Hannah Arendts Gedanken an, dass Theater die politische Kunst par excellence darstellt. Die politische Dimension des Theaters zeigt sich ihrer Meinung nach nicht nur in Formen des Auftretens von Schauspielern, sondern auch in der der Rhetorik jedes Individuums sowie dem allgegenwärtigen Erscheinen auf der Bühne der Öffentlichkeit.

Ein Fest des Denkens

Am darauffolgenden Tag wird die philosophische Befragung der Möglichkeit der Freiheit im Rahmen einer Masterclass fortgesetzt. Wie ist es auf der Bühne der Öffentlichkeit möglich, Freiheit nicht nur zu spielen, sondern als tatsächliche Autonomie zu realisieren?

Die teilnehmenden Doktorandinnen und Doktoranden des IDK MIMESIS haben sich zur Vorbereitung der Diskussion mit Juliane Rebentischs Habilitationsschrift „Die Kunst der Freiheit“ (2011) auseinandergesetzt. Die mehrstündige Diskussion ist von einer Verschlingung ethischer, politischer und ästhetischer Motive gekennzeichnet. Derart unterstreicht die Veranstaltung die interdisziplinäre Ausrichtung des Internationalen Doktorandenkollegs MIMESIS sowie den Anspruch, auf höchstem wissenschaftlichem Niveau die ‚großen‘ Fragen zu stellen.

Die Masterclass mit Juliane Rebentisch stellt ein wahres Fest des Denkens dar, in dem ausgehend von der Literatur und den Künsten Verbindungslinien zwischen der Welt des Geistes und den gesellschaftlichen Voraussetzungen, Freiheit zu denken gezogen werden.


Christian H. Steinau