MIMESIS Munich Doctoral Program for Literature and the Arts
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Doris Rebhan

Doris Rebhan, M.A.

Former Doctoral Student

Thesis Title

Fiktionale Staaten zwischen Imagination, Imitation und Fake. Mimesis als Mittel zur Kritik im Kontext fiktionaler Nationsbildung

Abstract

In meinem Dissertationsprojekt untersuche ich das Phänomen fiktionaler Staaten, die von KünstlerInnen(-kollektiven) gegründet wurden und Fiktion als ein Mittel nutzen – so die These – um neue Handlungsräume zu erkunden oder auch Kritik an bestehenden staatlichen Formatierungen zu üben. Das jeweilige Staatsgefüge wird hierbei nicht in erster Linie über eine Narration erzeugt, sondern die künstlerische Darstellung gestaltet sich als die Performance des Staates selbst, indem signifikante Strukturen (re-)produziert werden, die aus der 'real-gesellschaftlichen' Ebene bekannt sind und so ein Gefühl von Wirklichkeit auf die fiktionalen Staaten übertragen (sollen). Das gezielte Übernehmen, (Re-)inszenieren und Übersetzen signifikanter struktureller Elemente in die fiktionale Ebene soll in dieser Arbeit unter dem Gesichtspunkt der Mimesis betrachtet werden. Doch auch bereits die künstlerische Staatsgründung an sich kann als ein Moment der Mimesis beschrieben werden, wenn in der Mikrostruktur der Kunst quasi die Makrostruktur des gesellschaftlichen Rahmens kritisch nachgezeichnet oder reformiert wird.
Mein Dissertationsprojekt fragt in erster Linie nach der Bedeutung von mimetischen Prozessen innerhalb der einzelnen fiktionalen Staaten. Die mimetischen Handlungen produzieren hierbei die Kunststaaten und stellen so die eigentliche Existenzbedingung als 'semi-fiktionales', partizipatives Staatsgebilde dar. In einer vergleichenden Perspektive soll an ausgewählten Werkbeispielen der einzelnen Staaten nicht nur untersucht werden, welche Elemente des jeweiligen Kontexts als signifikant erachtet werden, sondern auch wie die mimetische Aneignung die 'Vorlagen' transformiert und welche Wirkung von der (Re-)Produktion im fiktionalen Kontext ausgeht. Untersucht werden soll hierbei auch, inwiefern das mimetisch-fiktionale Staatsgebilde eine Herausforderung ‚realer' Staatsformationen darstellt. Denn oftmals stellt sich in der mimetischen Übersetzung eine mehr oder weniger deutliche Verzerrung ein, welche die Situation in einen komischen Kontext rückt. Mimesis zeigt sich hier in gewisser Weise auch in der Gestalt eines Analysekorrektivs. Gerade diese Wechselwirkung des Mimetischen als Produktion zum einen und als kritisches Potential zum anderen steht hierbei im Vordergrund meiner Untersuchung.