MIMESIS Munich Doctoral Program for Literature and the Arts
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Florencia Sannders

Dr. des. Florencia Sannders

Former Doctoral Student

Thesis Title

(De)formationen der Phantasie. Rezeptionen von Jorge Luis Borges und Julio Cortázar in der Deutschen Demokratischen Republik

Abstract

Jorge Luis Borges und Julio Cortázar sind zweifellos zwei der wichtigsten Autoren der argentinischen Literatur des 20. Jahrhunderts und waren bereits zu Lebzeiten international erfolgreich. Aufgrund dieser Berühmtheit wurden ihre Werke in der DDR der 1960er Jahre zur Veröffentlichung vorgeschlagen. So weit ist es allerdings nicht gekommen, da diese Literatur, welche in Argentinien bereits als „phantastisch“ galt, nach dem offiziellen marxistisch-leninistischen Realismus-Kampfbegriff als „dekadent“ und „antirealistisch“ betrachtet wurde. Nichtdestotrotz wurde das Werk dieser zwei Autoren Jahre später, in den 1970ern, in der DDR publiziert.
Meine Dissertation zeigt, wie Borges und Cortázar im Hinblick auf die ideologische Einfärbung des Sozialistischen Realismus auf dem kontrollierten Literaturmarkt der DDR von den 1960er Jahren bis zum Mauerfall wahrgenommen wurden. Ihre endgültige Rezeption in den 1970ern gilt als symptomatisch sowohl für die Veränderung der ästhetischen Parameter der Doktrin des Marxismus-Leninismus, als auch für das Interesse, das die DDR nach der kubanischen Revolution für eine „Ästhetik des revolutionären Bewusstseins“ in der Literatur Lateinamerikas gewonnen hat.
Der Kern meiner Analyse liegt vor allem in der Rolle der Paratexte, welche sowohl Peritexte (Vorworte und Nachworte), als auch Epitexte (Rezensionen, Gutachten der Verlagslektoren und Literaturzeitschriften) miteinbeziehen. Diese spielten eine ideologische Schlüsselrolle in der Strategie der Veröffentlichung der phantastischen Literatur Borges´und Cortázars in der DDR: Paratexte haben die Lektüre und Rezeption der beiden Autoren bedingt und beeinflusst.