MIMESIS Munich Doctoral Program for Literature and the Arts
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Marc Adamczack

Marc Adamczack, M.A.

Doctoral Student

Thesis Title

Morbidezza - Sfumato: Maltechnische Genesen und kunstkritische Reflexionen weicher Malerei im Cinquecento.

Abstract

Die malerische Imitation von Fleisch und Haut (Inkarnat) gestaltet sich ab dem Quattrocento als zunehmend zentraler Gegenstand der italienischen Malerei und Kunstkritik; sie wird Tour de Force der Wirklichkeitsdarstellung, durch die der Künstler seine Stellung als deus artifex untermauert. In diesem Kontext gestaltet sich die koloristische Gestaltung, vor allem aber die Nachahmung von Weichheit als zentrale zu imitierende Eigenschaften, um die mimetische Wirkung des Fleisches zu steigern.
Am deutlichsten bemisst sich dieses Ausmaß von Weichheit in Leonardo da Vincis etabliertem sfumato und seiner Wahrnehmung als malerisches Novum, malerische Norm und zugleich als malerischer Paradigmenwechsel. Formulierungen wie più viva che la vivezza attestieren der malerischen Illusion eine mimetische Dimension, die weit über die ästhetische Grenze hinausreicht.
In meinem Dissertationsprojekt widme ich mich dem Phänomen Weichheit innerhalb des italienischen Kulturkreises, ausgehend von der malerischen Umsetzung und der damit verbunden Reflexion innerhalb der italienischen Kunstkritik und Traktatliteratur. In meinen Untersuchungen forciere ich Weichheit nicht ausschließlich als durchaus ambivalentes, kulturhistorisches Phänomen - ausgehend vom etablierten Normenkanon der Geschlechter; sondern vor allem als materielles Konstrukt und ästhetische Kategorie. Ein Konstrukt, dass sich über die materielle Verarbeitung definiert und dadurch eine ästhetische Kategorie evoziert, die in ihrer Wertung variiert, wenn sie mit sfumato um- oder mit morbidezza beschrieben wird. Hierbei steht die Wahrnehmung materieller Verlebendigung und ihre unterschiedliche Wertung im Fokus, explizit dann, wenn weiche und pastose Ölfarbe an der Genese weicher Bildästhetik partizipiert.
Weichheit und das sfumto werden folglich als Teil der Technical Art History untersucht.